Endokrine Erkrankungen (Stoffwechselerkrankungen)
Stoffwechselerkrankungen können häufig rheumatische Beschwerden wie z. Bsp. Gelenk-, Knochen- oder Muskelschmerzen verursachen. Im Folgenden soll kurz auf die häufigsten Stoffwechselerkrankungen eingegangen werde, die im Rahmen der internistisch-rheumatologischen Betreuung berücksichtigt werden sollten.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
Im Rahmen einer Hypothyreose kommt es aufgrund des Hormonmangels häufig zu Gelenk- und Muskelschmerzen, allgemeiner Steife sowie muskulärer Schwäche und Ermüdbarkeit. Die Gelenke, insbesondere Finger und Hände, können sich pastös geschwollen anfühlen.
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Die Hyperthyreose zeichnet sich üblicherweise neben häufiger Abgespanntheit, Schlafstörungen, innerer Unruhe und Aggressivität durch einen Verlust an Gewicht und Muskelmasse aus, weshalb differentialdiagnostisch auch an eine Polymyalgia Rheumatica gedacht werden muss. Bei längerer Krankheitsdauer sind Osteopenie und Osteoporose möglich, teilweise kommt es in der Folge zu Knochenbrüchen.
Erkrankungen der Schilddrüse im Rahmen rheumatischer Systemerkrankungen
Rheumatische Systemerkrankungen weisen eine vielfältige Assoziation mit Schilddrüsenfehlfunktionen auf. Bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis, Psoriasisarthritis, Systemischem Lupus Erythematodes oder Sjögren-Syndrom finden sich beispielsweise gehäuft Schilddrüsenantikörper, was an eine Autoimmunthyreopathie denken lassen sollte. Zudem kann die antirheumatische Therapie beispielsweise mit Nicht-Steroidalen Antirheumatika (NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen) oder Kortison die Schilddrüsenfunktion stören.
Eine Blutuntersuchung mit Bestimmung des Schilddrüsenwertes TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) und gegebenenfalls auch der Schilddrüsenantikörper liefert bei Verdacht auf eine Schilddrüsenfehlfunktion weitere, wichtige Hinweise. Je nach Befund erfolgen dann weitere Abklärung (Schilddrüsenultraschall, Schilddrüsenszintigraphie), meist durch den Hausarzt oder einen Hormonspezialisten (Endokrinologen).
Patienten mit einem Hyperparathyreoidismus berichten von Gelenk- und Knochenschmerzen. Es kommt häufig zu einer ausgeprägten Arthrose, hier vor allem die Fingergelenke. Dies macht vor allem die Abgrenzung zur Psoriasisarthritis schwierig. Des Weiteren kann der Hyperparathyreoidismus auch ursächlich für eine Pseudogicht sein.
Eine Blutuntersuchung mit Bestimmung des Nebenschilddrüsenwertes PTH (Parathormon), des Vitamin D, des Calciums und des Phosphats (letztere beiden werden zusätzlich auch im Urin bestimmt) liefert bei Verdacht auf eine Nebenschilddrüsenfehlfunktion weitere, wichtige Hinweise. Je nach Befund erfolgen dann weitere Abklärung (Nebenschilddrüsenultraschall, Nebenschilddrüsenszintigraphie), meist durch einen Hormonspezialisten (Endokrinologen).
Im Rahmen eines Diabetes Mellitus kann es zu Gelenkschmerzen, Gelenkveränderungen lokaler Osteopenie und Osteoporose kommen. Betroffen sind vor allem die Sprunggelenke, Fußwurzel- und Mittelfußknochen. Die genaue Pathogenese (Entstehung und Entwicklung) ist jedoch noch nicht geklärt.
Studien zeigen, dass eine Verbindung zwischen dem Vorliegen eines Diabetes Mellitus Typ 2 und der Gicht sowie dem Vorliegen eines Diabetes Mellitus Typ 1 und der Rheumatoiden Arthritis besteht. Auch kann die antirheumatische Therapie, hier vor allem Kortison, die Entstehung eines Diabetes Mellitus begünstigen. Durch den Einsatz kortisonsparender Therapeutika (z. Bsp. Biologika) in der modernen Rheumatologie kann dies verhindert oder bereits bestehende kardiovaskuläre Risikofaktoren günstig beeinflusst werden.
Bei der diffusen idiopathischen skelettalen Hyperostose (DISH), die mit Verknöcherungen der Sehnen und Bänder der Wirbelsäule einhergeht, findet sich in bis zu 50 % der Fälle ein Diabetes Mellitus. Aufgrund genannter Veränderungen muss differentialdiagnostisch auch an eine axiale Spondyloarthritis gedacht werden.
Eine Blutuntersuchung mit Bestimmung des (Langzeit-) Blutzuckers liefert bei Verdacht auf einen Diabetes Mellitus weitere, wichtige Hinweise. Je nach Befund erfolgen dann weitere Abklärung, meist durch den Hausarzt oder einen Hormonspezialisten (Endokrinologen / Diabetologen).
Die Osteomalazie, bei der es zu einer reduzierten Mineralisation des Knochens kommt, macht sich durch diffusen Knochenschmerz, Muskelschwäche, verminderte Knochenstabilität, Knochenbrüche und Schwierigkeiten beim Gehen bis hin zu Muskelkrämpfen bemerkbar. Bei genannten Beschwerden in Zusammenhang mit einem Vitamin D-Mangel, Malabsorption, Hyperparatyhreoidismus, Hypophosphatasie, Zustand nach gastrointestinalen Bypassoperationen, Zöliakie oder chronischen Leber- und Nierenerkrankungen sollte grundsätzlich an die Osteomalazie gedacht werden.
Die Behandlung der Osteomalazie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Ist diese durch einen Vitamin D-Mangel verursacht, kann eine entsprechende Gabe innert Wochen zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden führen.
Der Morbus Paget ist eine lokale Störung des Knochenstoffwechsels mit gesteigertem Knochenab- und –aufbau, wobei der wiederaufgebaute Knochen nicht ansatzweise so stabil ist wie ein gesunder Knochen, was unter anderem zu einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führt. Weitere Beschwerden sind vor allem Knochenschmerzen. Am häufigsten sind der Kopf, die Wirbelsäule, das Becken und die Langknochen betroffen. Eine Blutuntersuchung und ergänzende Bildgebung (konventionelles Röntgen, Computer- oder Kernspintomographie, 3-Phasenskelettszintigraphie) liefern wichtige Hinweise für das Vorliegen eines Morbus Paget. Seltener erfolgen mikroskopische Untersuchungen von entnommenem Knochengewebe (Knochenbiopsie).
In der Regel sind Medikamente, die eine erhöhte Knochenabbaurate bremsen, sogenannte Antiresorptiva (hier vor allem die Bisphosphonate wie z. Bsp. Alendronat, Ibandronat oder Zoledronat) Therapie der ersten Wahl. Kommt es im Rahmen der Erkrankung zu Knochenbrüchen sind, unter Umständen auch operative Eingriffe mit den damit verbundenen Risiken notwendig.
In diesem Text wird der Einfachheit halber zumeist die männliche Form verwendet. Die weibliche Form ist dann in diesen Fällen selbstverständlich mit eingeschlossen.